Folge 7 mit Maria-Cristina Hallwachs und Hannes Schuster.
Shownotes
Die Beauftragte der Landesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Simone Fischer, spricht in der neuen Folge ihres Podcast „Beteiligung schafft Gesellschaft. Einfach Inklusion“ mit Maria-Cristina Hallwachs und Hannes Schuster.
Maria-Cristina Hallwachs lebt in Stuttgart. Sie ist 48 Jahre alt. Seit einem Badeunfall im Alter von 19 Jahren ist sie querschnittsgelähmt, lebt mit Beatmung und nutzt einen E-Rollstuhl. Als eine von vielen engagierten Bürgerinnen und Bürgern wirkt sie auf Landesebene aktiv mit, um den Aktionsplan zur Inklusion in Baden-Württemberg weiterzuentwickeln und konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Lebenssituationen behinderter Menschen zu erreichen.
Hannes Schuster ist Projektleiter bei der Allianz für Beteiligung Baden-Württemberg e.V. Die Initiative wurde vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration mit der Organisation und Durchführung des Beteiligungsprozesses zur Weiterentwicklung des Landes-Aktionsplans zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention für die Landesregierung beauftragt. Seit 28. November 2022 bis 6. Januar 2023 können sich alle Bürgerinnen und Bürger auf dem Online-Portal der Landesregierung unter https://beteiligungsportal.baden-wuerttemberg.de/ beteiligen und ihre Anmerkungen und Ideen für ein barrierefreies und inklusives Baden-Württemberg einbringen.
Im Gespräch mit Simone Fischer geht es um Hintergründe, wie dieser Prozess aufgelegt ist, welche Ziele er verfolgt und welche Wirkungen Menschen mit Behinderungen sich von dem neuen Landes-Aktionsplan erhoffen. Maria-Cristina Hallwachs berichtet von wiederkehrenden Erfahrungen, beispielsweise, wenn Kinder mit Behinderungen den Regelkindergarten nicht besuchen dürfen, wie schwer es ist, barrierefreie Arztpraxen und Gesundheitsangebote zu finden oder wie es sich auswirkt, wenn Menschen mit Behinderungen keine Arbeit finden. Sie sagt: „Die dringendste Maßnahme ist neben der Gesundheit tatsächlich, den Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderungen zugänglich zu machen. Arbeit ist schlicht ein Geldverdienst und behindert zu sein ist teuer. Arbeit stärkt aber auch Menschen mit Behinderungen. Es gehört in unseren Alltag mit dazu, dass man berufstätig ist. Wenn Menschen mit Behinderungen in dem Bereich gestärkt sind, haben sie sowohl das Geld als auch die innere Kraft, im Leben gut zurechtzukommen.“
Die Fortschreibung des Landes-Aktionsplans soll dazu dienen, konkrete Maßnahmen zum Abbau von Barrieren zu definieren und eine Strategie festzulegen, wie in den kommenden Jahren die Themen Barrierefreiheit, Selbstbestimmung und Teilhabe in Baden-Württemberg bearbeitet werden. Simone Fischer, Beauftragte der Landesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen sagt: „Es ist wichtig, die Chance aus diesem Prozess heraus zu nutzen und Menschen schließlich konkrete Wirkung und Verbesserungen in ihrem Alltag erleben. Alle verantwortlichen Ministerien wirken daran mit. Beteiligung schafft Gesellschaft. Sie schafft Sichtbarkeit und Normalität. Es ist von Bedeutung, dass Menschen mit Behinderungen unsere Gesellschaft mitgestalten und erleben, dass ihr Engagement erfolgreich ist.“
In sechs Arbeitsgruppen werden von Menschen mit Behinderungen und den jeweiligen Mitarbeitenden der Ministerien Probleme und Lösungen diskutiert, die die Lebenssituation der Bürgerinnen und Bürger betreffen. Maria-Cristina Hallwachs schildert vor allem aus dem Bereich Kita, Gesundheit und Mobilität praktische und eindrückliche Beispiele, die deutlich machen, mit welchen Herausforderungen Menschen mit Behinderungen im Alltag immer noch konfrontiert sind. Sie zeigt auf, wo dringend Abhilfe geschaffen werde muss. Im kommenden Jahr werden die Ergebnisse zusammengeführt, mit dem Landes-Beirat für die Belange von Menschen mit Behinderungen abgestimmt und der Landesregierung übergeben. Bis 2026 sollen weitere konkrete Maßnahmen auf den Weg gebracht worden sein, die die Lebenssituation von Menschen mit Behinderungen verbessern.
Weiterführende Informationen: Simone Fischer veröffentlicht den Podcast gezielt zum 3.12., dem Internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen. Die Vereinten Nationen (UNO) haben diesen Gedenk- und Aktionstag initiiert. Er soll jährlich das Bewusstsein der Bevölkerung für die Lebenslagen der Menschen mit Behinderungen in unserer Gesellschaft wachhalten. Die Beiträge für die Gesellschaft werden gefeiert und die Umsetzung internationaler Normen und Standards sollen gefördert werden. Partizipation und Beteiligung sind zentrale Elemente, wie es auch beim Landes-Aktionsplan Inklusion der Fall ist.
Im Jahr 2015 wurde der Landes-Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in Baden-Württemberg erarbeitet. Im Frühjahr dieses Jahres wurde er überprüft. Auf Beschluss des Ministerrates wird der Landes-Aktionsplan seit Sommer 2022 überarbeitet und fortgeschrieben. Ein zentrales Element ist die Beteiligung von Menschen mit Behinderungen im gesamten Prozess.
Die Allianz für Beteiligung Baden-Württemberg e.V. ist ein unabhängiges Netzwerk von Akteur*innen in Baden-Württemberg, das sich für Stärkung der Bürgerbeteiligung und Zivilgesellschaft einsetzt. Die Initiative wurde als professioneller und unabhängiger Partner vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration mit der Organisation und Durchführung des Beteiligungsprozesses beauftragt. Hannes Schuster koordiniert, begleitet und leitet das Projekt.
Weiterführende Links: Vorschläge zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention kommentieren: Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg (baden-wuerttemberg.de) Inklusion / UN-BRK: Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg (baden-wuerttemberg.de) UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen - Beschäftigung, Soziales und Integration - Europäische Kommission (europa.eu)
Transkript anzeigen
00:00:07: Simone Fischer: Heute sind Maria-Cristina Hallwachs und Hannes Schuster meine Gäste.
00:00:11: Im Jahr 2016 wurde der Landesaktionsplan zur Umsetzung der
00:00:16: UN-Behindertenrechtskonvention in Baden-Württemberg erarbeitet.
00:00:20: Im Frühjahr diesen Jahres wurde überprüft,
00:00:24: wie die Umsetzung klappt und was bereits erfolgreich umgesetzt wurde.
00:00:28: Auf Beschluss des Ministerrats wird der Landesaktionsplan seit Sommer
00:00:33: überarbeitet und fortgeschrieben. Ein zentrales Element ist die
00:00:37: Beteiligung von Menschen mit Behinderungen im gesamten Prozess.
00:00:41: Dies wird vor allem von meiner Seite aus sichergestellt.
00:00:45: Die Allianz für Beteiligung, ein unabhängiges Netzwerk von
00:00:48: Akteurinnen und Akteuren in Baden-Württemberg, die sich für eine
00:00:52: Stärkung der Bürgerbeteiligung und der Zivilgesellschaft einsetzen,
00:00:56: wurde vom Sozialministerium mit der Organisation des Prozesses
00:00:59: beauftragt. Maria-Cristina Hallwachs und Hannes
00:01:03: Schuster sind intensiv in den Erarbeitungsprozess eingebunden.
00:01:08: Frau Hallwachs, Sie sind heute da. Wollen Sie sich den Zuhörerinnen und
00:01:12: Zuhörern kurz vorstellen? Maria-Cristina Hallwachs: Sehr gerne. Also, mein Name ist Maria-Cristina Hallwachs.
00:01:19: Ich bin 48 Jahre alt und lebe tatsächlich fast seit 45 Jahren
00:01:25: mit dem Thema "Behinderung". Ich bin groß geworden mit einer
00:01:29: Schwester, die eine geistige Behinderung von Geburt an hat,
00:01:33: und habe selber im Jahr 1993 einen Badeunfall gehabt und bin seitdem
00:01:39: auch querschnittsgelähmt und beatmet. Und wie gesagt,
00:01:45: seit 45 Jahren beschäftigt mich dieses Thema eigentlich passiv
00:01:50: sowie jetzt in den letzten Jahren auch aktiv.
00:01:52: Und deswegen freue ich mich, dass ich hier mitwirken darf und
00:01:57: meine Erfahrung und meine Meinung mit einbringen darf.
00:02:00: Simone Fischer: Die für uns sehr wertvoll ist im gesamten Prozess.
00:02:04: Danke, Frau Hallwachs. Hannes Schuster, was ist Ihre Aufgabe im Prozess?
00:02:12: Hannes Schuster: Mein Name ist Hannes Schuster. Ich bin tätig für die Allianz
00:02:14: für Beteiligung in Stuttgart. Wir sind ein Netzwerk für
00:02:17: Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung
00:02:19: und da eben in unseren Aufgaben sehr stark auf das Thema
00:02:22: "breite Beteiligung" fokussiert. Also: Wie können wir auch Menschen einbeziehen,
00:02:26: die sich jetzt vielleicht noch nicht so stark in gerade formelle
00:02:30: Prozesse einbeziehen? Und deswegen sind wir unheimlich
00:02:33: froh, mit dabei sein zu können beim Prozess zur Fortschreibung
00:02:36: des Landesaktionsplans, weil wir eben auch für uns als Organisation
00:02:39: noch mal viele Learnings daraus ziehen können. Frau Hallwachs
00:02:42: kennen wir jetzt auch schon sehr, sehr gut, durch die zwei Runden,
00:02:45: die wir zusammen absolviert haben. Es ist ein unheimlich interessanter
00:02:48: Prozess, der aber auch sehr (.....) (00:02:50) zur Ausrichtung unserer Institution.
00:02:53: Simone Fischer: Können Sie kurz den Prozess unseren Zuhörerinnen
00:02:57: und Zuhörern vorstellen? Was geschah denn bisher und was
00:03:00: kommt noch? Hannes Schuster: Wir hatten bisher eine erste
00:03:04: Prozessrunde im Sommer, da waren wir quasi mit den Betroffenen und deren
00:03:07: Vertreter*innen unter uns. Wir haben uns den alten
00:03:12: Landesaktionsplan angeschaut, aber eben auch Anforderungen und
00:03:16: Problemstellungen für den neuen Landesaktionsplan,
00:03:19: der jetzt in den nächsten Monaten - bzw. in den nächsten Jahren muss man ja
00:03:23: sagen - fortgeschrieben wird. Und dann hatten wir - eigentlich
00:03:27: sind wir erst gerade dabei, sie zu finalisieren - eine zweite
00:03:30: Prozessphase, wo wir mit unseren Vertreterinnen und
00:03:33: Vertretern wieder zusammenkamen. Aber es kamen auch Teilnehmerinnen
00:03:36: und Teilnehmer aus der Landesverwaltung hinzu, also aus
00:03:39: den betreffenden Fachministerien. Das war ein unheimlich
00:03:42: intensiver Austausch, wo wir uns die ersten Themen, die die
00:03:45: Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Phase eins formulieren konnten,
00:03:49: angeschaut haben und wo auch Input aus den Landesministerien kam,
00:03:53: wie die Themen gesehen werden, welche Themen vielleicht schon
00:03:57: jetzt im Prozess bearbeitet werden, aber auch, welche Themen vielleicht
00:04:00: neu aufgenommen werden können. Also ich glaube, das wird die
00:04:03: Frau Hallwachs ähnlich sehen. Wir hatten intensive Diskussionen,
00:04:06: aber ich denke, auch sehr, sehr gute Diskussionen.
00:04:08: Simone Fischer: Für mich klingt es noch ein bisschen theoretisch.
00:04:11: Was ist denn ganz praktisch? Was passiert denn?
00:04:13: Was sind die Themen und was sind auch die Problemstellungen?
00:04:17: Maria-Cristina Hallwachs: Also ich kann von meiner Warte aus sagen, ich arbeite ja nun viel mit
00:04:22: Menschen mit Behinderungen zusammen und höre immer wieder Sorgen und
00:04:28: Probleme, die sich immer wieder wiederholen, seit 45 Jahren.
00:04:32: Also warum kann (.....) (00:04:35) nicht mit in den Regelkindergarten?
00:04:39: Das habe ich mit meiner Schwester erlebt.
00:04:41: Da wollten damals die Eltern nicht, dass ihre Kinder benachteiligt
00:04:45: werden, weil ein behindertes Kind mit dabei ist.
00:04:48: Da denkt man: Mein Gott, das ist 30 Jahre her! Aber irgendwie treten diese
00:04:52: Themen immer wieder auf, und das ist nur ein kleines Beispiel.
00:04:55: Und das ist eben das Schöne, dass wir diese Praxiserfahrungen,
00:05:00: also wir als Menschen mit Behinderungen, unsere ganz alltäglichen Erfahrungen
00:05:05: in den Prozess einbringen können und dann sehen: Okay,
00:05:09: was machen wir daraus, wie kann man das besser angehen, wo liegt
00:05:14: das Problem und wie kommuniziert man das später auch weiter?
00:05:20: Also an Menschen mit Behinderungen, aber eben vornehmlich auch an die
00:05:24: Menschen, die keine Behinderung haben und sich dieses Leben
00:05:27: tatsächlich oft gar nicht vorstellen können oder wollen.
00:05:32: Diese Mischung oder dieses Zusammenbringen von Praxis und
00:05:36: Theorie und daraus einen Schluss ziehen,
00:05:39: das finde ich einfach total spannend. Simone Fischer: Können Sie denn noch die
00:05:45: Arbeitsgruppen nennen, mit denen Sie sich
00:05:48: beschäftigen, die Themen? Und vielleicht auch ein Beispiel
00:05:51: aus zwei, drei Arbeitsgruppen, was dort auch die Probleme
00:05:56: darüber hinaus sind? Frau Hallwachs, Sie hatten gerade
00:05:58: das Thema "Kita und Schule" benannt, aber was gibt es denn noch und
00:06:02: wo findet man denn Lösungen? Maria-Cristina Hallwachs: Also ich selber bin in zwei
00:06:07: Arbeitsgruppen mit dabei. Die eine ist "Gesundheit"
00:06:12: und die andere "Frauen, Kinder und junge Menschen".
00:06:18: Vielleicht kann Herr Schuster ergänzen: Was gibt es sonst noch für Gruppen?
00:06:21: Hannes Schuster: Wir haben dazu noch die Gruppe "Arbeiten und Wohnen",
00:06:24: "Bildung und Kultur", "Gesellschaftliche Teilhabe und Empowerment".
00:06:28: Und zum Schluss gibt es auch noch die Gruppe "Mobilität", also
00:06:31: insgesamt sechs Arbeitsgruppen. Als eine der
00:06:36: Engagiertesten, sage ich mal, oder auch als eine der an den meisten
00:06:38: Sitzungen Teilnehmenden, haben Sie die zweiten
00:06:40: Arbeitsgruppen, also die zwei von sechs, auch noch (aufgezählt?) (00:06:42). Simone Fischer: Und was passiert da?
00:06:44: Hannes Schuster: Wir haben in der ersten Runde wirklich
00:06:47: versucht, darauf Wert zu legen, dass sich erst mal alle untereinander kennenlernen.
00:06:51: Wir haben ja in den sechs Arbeitsgruppen völlig verschiedene Menschen.
00:06:54: Teilweise kennen sie sich schon, teilweise kommen sie ganz neu in
00:06:56: den Prozess. Und dann ging es erst mal
00:06:58: darum, den Prozess kennenzulernen. Da er ja mehrstufig ist,
00:07:01: wie du auch schon gesagt hast, ist es wichtig, einfach eine Prozesssicherheit zu bekommen.
00:07:06: Und in der zweiten Phase haben wir versucht, erste große Themen,
00:07:10: wie sie auch die Frau Hallwachs mit der Schule genannt hat, zu definieren,
00:07:14: weil wir ja auch als Fernziel den Landesaktionsplan haben und quasi diese
00:07:19: Themen dann auch in Richtung von Oberzielen
00:07:23: schärfen wollen, damit wir das Ganze eben auch an die Landesverwaltung
00:07:28: wieder zurückspielen können. Also was quasi auch über lange Arbeitsgruppenphasen
00:07:32: in den Prozess integriert ist, haben wir auch in der zweiten
00:07:35: Phase (.....) (00:07:36) Ministerien gehabt. Aber ich würde sagen, der Schwerpunkt lag bisher
00:07:40: auf der ersten Phase, wo die Betroffenen und Betroffenenvertreter
00:07:43: (über einen Nachmittag?) (00:07:43) ganz intensiv diese Themen und Anforderungen,
00:07:47: die sie eben auch haben an den neuen Landesaktionsplan, gemeinsam
00:07:51: definiert und auch besprochen haben. Ein Beispiel, was sich uns allen,
00:07:55: also Moderation, aber vielleicht auch Teilnehmenden der Gruppe, eingeschärft
00:07:58: hat, war die Beschreibung zum Beispiel an Bahnhöfen.
00:08:01: Es gibt schon relativ gut ausgestattete Bahnhöfe,
00:08:04: die zum Beispiel auch blinden Menschen ein leitendes
00:08:07: System vorgeben. Aber es gibt zum Beispiel
00:08:10: Bahnhöfe, die dieses leitende System zwar schon haben, aber es
00:08:14: zieht sie nicht auf jedes Gleis durch. Sprich: Wenn jetzt jemand vom Regionalexpress,
00:08:19: sage ich mal, in die S-Bahn wechseln möchte,
00:08:22: kann er das zum Teil nicht, weil eben diese durchgehende Barrierefreiheit
00:08:25: einfach noch nicht gegeben ist. Da scheint es dann auch für die
00:08:29: Verantwortlichen verschiedene, sage ich mal, Restriktionen zu geben.
00:08:33: Aber für die Menschen an sich, und das kam eben auch in dieser
00:08:35: Themenbeschreibung bei dem Nachmittag in der ersten Phase gut heraus,
00:08:39: ist es halt unheimlich frustrierend, wenn man dann quasi an seinem Bahnhof nicht die
00:08:43: gewünschte Verbindung nehmen kann, sondern vielleicht wirklich noch
00:08:46: einige Stationen weiterfahren muss. Also gerade in der Mobilität haben sich diese,
00:08:50: ich sage jetzt mal, eigentlich einfach durchzuführenden
00:08:53: Maßnahmen unserer Ansicht nach, die aber eben noch nicht in ganz
00:08:56: Baden-Württemberg oder nicht gänzlich in Baden-Württemberg gegeben sind,
00:08:59: schon herauskristallisiert. Simone Fischer: Jetzt ist es ja gar keine ganz
00:09:03: neue Situation für viele Menschen. Was kann denn der Prozess des
00:09:08: Landesaktionsplans mit Beteiligung dazu beitragen,
00:09:12: dass sich dort auch Veränderungen oder Verbesserungen erreichen lassen?
00:09:17: Hannes Schuster: Ich denke, vielleicht können wir auch nochmal auf die zweite Runde zurückkommen.
00:09:20: Die Frau Hallwachs hat es ja auch schon mal erwähnt.
00:09:22: Ich glaube, es war jetzt im ersten Schritt unheimlich wichtig,
00:09:24: dass diese Themen, die beispielhaft auch benannt wurden, erst mal den Ministerialvertreterinnen
00:09:30: und -vertretern klar werden. Ich habe oft auch den Eindruck,
00:09:34: viele Positionen oder auch viele Themenstellungen werden geteilt,
00:09:37: aber wie die Frau Hallwachs sagt, manchmal fehlen, glaube ich, auch die Beispiele. Also
00:09:40: dass man wirklich merkt, wie schwer es zum Beispiel ist,
00:09:43: wenn kein Leitstreifen vorliegt oder wenn man kilometerweit zum
00:09:48: nächsten Ärztezentrum fahren muss und eigentlich keine Kinderbetreuung
00:09:51: für die anderen Kinder hat. Also diese ganz alltagsnahen
00:09:54: Beispiele, ich glaube, das war unheimlich wichtig
00:09:57: für die Ministerialvertreterinnen und -vertreter. Ich fand, da war auch eine große
00:10:00: Offenheit für diese Themen da. Und jetzt gilt es,
00:10:04: diese Ziele noch zu schärfen, einerseits mit dem Onlineprozess,
00:10:09: der uns jetzt bevorsteht, aber dann eben auch mit der finalen Phase,
00:10:12: ich sage jetzt mal, um das Ganze dann auch handhabbar
00:10:14: zu machen für den Landesaktionsplan. Ich glaube, dadurch, dass wir
00:10:18: schon diesen intensiven Austausch mit den Landesministerien hatten,
00:10:22: glaube ich, haben wir auch eine gute Basis gelegt, dass dann
00:10:24: auch die Motivation besteht, das Ganze gemeinsam dann auch in
00:10:28: Richtung Landesaktionsplan umzusetzen oder da hinein zu integrieren.
00:10:33: Maria-Cristina Hallwachs: Vielleicht kann ich aus dem Bereich "Gesundheit" auch noch mal ganz
00:10:37: praktische Beispiele einbringen, damit man sich das vorstellen kann.
00:10:41: Also, die meisten kennen ja wahrscheinlich die Topografie von
00:10:46: Stuttgart, die nun natürlich nicht so ganz einfach ist, egal ob man
00:10:50: mobilitätseingeschränkt ist, blind ist oder irgendwelche
00:10:54: anderen Behinderungen hat. Und da ist es ein ganz großes Manko.
00:10:58: Also ich komme in die Praxis meiner Hausärztin nicht rein, fertig.
00:11:04: Da sind ungefähr 30 Stufen vor der Tür. Wie kann man das lösen?
00:11:09: Man kann vieles in Hausbesuchen machen,
00:11:11: man kann Telemedizin anbieten, man kann Gesundheitszentren ...
00:11:16: Also diese Medizinischen Zentren für Menschen mit Behinderungen,
00:11:21: was kann man dort an Gesundheitsversorgung anbieten?
00:11:27: Wir oder fast alle Menschen mit Behinderungen
00:11:30: brauchen auch einfach ein bisschen länger für viele Dinge.
00:11:34: Bis ich zum Beispiel aus dem Rollstuhl draußen bin und
00:11:37: ausgezogen bin, damit mein Körper untersucht werden kann,
00:11:41: das dauert eine Weile. Da brauche ich eine Assistenzperson. Und auf
00:11:46: einer unpraktischen Liege brauche ich eventuell sogar noch eine
00:11:50: zweite Person, also die Helferin, die mithilft. Es dauert länger.
00:11:54: Jemandem, der vielleicht nicht besonders gut die Sprache versteht,
00:11:59: entweder weil er Ausländer ist, oder vielleicht weil er kognitiv
00:12:03: ein bisschen länger braucht, dem muss man das in Ruhe erklären,
00:12:07: damit Ängste abgebaut werden. Jemandem,
00:12:10: der nicht oder schlecht sieht, muss man vorher vielleicht kurz
00:12:14: beschreiben: Was steht hier alles? Wer ist hier alles?
00:12:16: Nur eine ganz kurze Schnellzusammenfassung, wie viele Barrieren
00:12:23: und Hürden immer dabei sind, die man sich wahrscheinlich nicht
00:12:27: vorstellen kann, wenn man es noch nie erlebt hat. Und deswegen ist der Prozess so
00:12:30: wichtig. Nicht nur, dass da etwas geändert wird,
00:12:33: also nicht nur, dass die Angebote verbessert werden, sondern dass die
00:12:38: Menschen auch wissen, was passiert. Wenn ich zum Frauenarzt gehe,
00:12:43: habe ich das Privileg, dass ich, sobald das Zimmer frei ist,
00:12:46: in das ich rein kann, sofort drankomme.
00:12:48: Wie oft wurde ich schon angesprochen: Das ist eine Unverschämtheit,
00:12:51: bloß weil ich im Rollstuhl sitze. Und wenn ich dann anfange zu
00:12:55: erklären, warum das so ist, haben die meisten gar keine Zeit,
00:12:59: mir zuzuhören usw. Wenn da ein Bewusstsein dafür da
00:13:02: wäre, wo das Problem liegt, dann wären die Menschen wahrscheinlich
00:13:06: auch viel friedlicher und geduldiger und hätten alle viel weniger Ärger.
00:13:13: Simone Fischer: Ja, das ist ein wichtiger Punkt. Und in dem Zusammenhang natürlich auch,
00:13:17: wie ich die Diskussionen in den Arbeitsgruppen auch erlebe,
00:13:20: die Frage: Was kann das Land dazu beitragen?
00:13:23: Einerseits in eigener Zuständigkeit: Also wo betrifft es das Land auch
00:13:27: direkt, um Verbesserungen vorzunehmen? In der Landesbauordnung, im
00:13:31: Schulgesetz, aber auch hinsichtlich der eigenen Förderprogramme,
00:13:38: die das Land auflegt. Also kann Barrierefreiheit durchweg
00:13:42: auch ein Förderkriterium sein? Ist das Land vielleicht auch eine
00:13:49: Vermittlerin, wenn es darum geht, andere in ihrer Zuständigkeit an
00:13:56: die Umsetzung zu erinnern, an die gesetzlichen Vorgaben
00:13:59: einerseits? Aber eben auch, bei den privaten Ärzten zum Beispiel
00:14:05: dafür zu sensibilisieren, barrierefrei zu werden?
00:14:10: Das sind so Punkte, die ich in den Diskussionen auch sehr
00:14:13: lebendig erlebe. Und gerade da, wo unterschiedliche Verantwortlichkeiten
00:14:19: aufeinandertreffen, ist natürlich auch die Frage: Wer
00:14:22: kümmert sich um was? Und mit dem Landesaktionsplan kann man
00:14:26: sicher auch einen Rahmen geben für das Land.
00:14:29: Aber der Fokus liegt natürlich auch auf dem, wozu man sich selbst
00:14:33: auch verpflichtet, es zu tun. Wie erleben Sie,
00:14:36: Frau Hallwachs, denn den Prozess aus Ihrer Perspektive als Frau mit Behinderung?
00:14:42: Ist er denn glaubwürdig? Maria-Cristina Hallwachs: Also natürlich, ja, er ist
00:14:47: unbedingt glaubwürdig. Für mich persönlich war jetzt auch
00:14:52: tatsächlich die Erfahrung, zu merken, wie schwierig so ein Prozess ist, wie
00:15:00: mühsam, wie aufwendig, und dass wir natürlich in den Diskussionsgruppen
00:15:07: sehr gut und sehr verständlich untereinander kommunizieren konnten.
00:15:11: Und eigentlich, ich habe (keine?) (00:15:14) Ahnung von den Bedürfnissen eines blinden Menschen,
00:15:17: aber in diesen Diskussionsrunden kann man sich sehr gut
00:15:19: austauschen und dann wird einem das relativ schnell klar.
00:15:23: Die Schwierigkeit ist aber eben, wie man das aus diesen kleinen
00:15:26: Runden herausbringt. Und da liegt natürlich die Aufgabe
00:15:32: des Landesaktionsplans bzw. auch des Landes. Ja, und ...
00:15:40: Also es ist ein mühsamer und schwieriger Prozess. Ich glaube nicht,
00:15:44: dass wir irgendjemanden finden, der dagegen wäre.
00:15:48: Und dann fragt man sich natürlich: Wieso müssen wir so lange daran
00:15:52: herumknapsen, dass etwas herauskommt? Und dann ist es schön zu
00:15:57: erleben in diesen Runden, wie das alles entsteht.
00:16:01: Und ja, es ist auch eine Motivation, die Menschen zu sehen, die auch
00:16:06: hier alle schon total aktiv sind. Und in dieser Runde ist ja jeder noch
00:16:10: an zehn anderen Stellen engagiert. Und das irgendwie so zusammenzufassen,
00:16:15: finde ich total spannend. Und das kann eben nur eine
00:16:18: übergeordnete Stelle, zumal wenn es dann auch in die
00:16:21: Politik rausgebracht werden soll. Hannes Schuster: Dieses Engagement ist ein Stichwort,
00:16:27: was mich und, glaube ich, auch uns als Gesamtorganisation
00:16:30: wirklich abholt. Wir sind wirklich begeistert, was die Teilnehmerinnen und
00:16:34: Teilnehmer jetzt gerade in den ersten zwei Phasen erstens erarbeitet haben,
00:16:38: aber, wie es die Frau Hallwachs eben sagte, auch zusätzlich leisten.
00:16:41: Wir sprechen ja bei beiden Prozessphasen, die wir bisher
00:16:44: in Präsenz absolviert haben, von ganztägigen Sitzungen,
00:16:47: wo Menschen häufig ehrenamtlich nach Stuttgart kommen, häufig
00:16:50: auch zum Beispiel aus Südbaden, echt weite Wege in Kauf nehmen.
00:16:54: Ich denke, gerade auch das muss Motivation und auch Aufgabe für
00:16:57: das Land sein, diese Ergebnisse jetzt aufzunehmen und dann auch in
00:17:01: der Folge weiter zu verarbeiten. (Wir legen sehr viel Wert?) (00:17:03)
00:17:04: auf große Transparenz. Sprich: Alle Dokumente, die wir jetzt
00:17:07: nach den Arbeitssitzungen erstellen, werden mit allen besprochen und
00:17:13: für alle dann auch veröffentlicht, sodass wir quasi in unserem
00:17:15: Kreis auch eine große Transparenz haben und wissen: Was
00:17:18: tut die andere Arbeitsgruppe, zu welchen Ergebnissen kommt sie?
00:17:22: Aber wie es die Frau Hallwachs auch sagte: Die Ergebnisse dürfen natürlich nicht in unserem Kreis
00:17:26: verharren, sondern wir müssen jetzt die Power, sage ich mal,
00:17:29: aus den Arbeitsgruppen mitnehmen, um das Ganze in die Fläche zu bringen.
00:17:34: Und da habe ich dann natürlich eine ganz große Rolle und auch
00:17:36: Verpflichtung. Simone Fischer: Ich glaube, das ist ein ganz
00:17:39: wichtiger Punkt. Denn mir begegnen sehr viele Menschen, wie Sie es,
00:17:43: Frau Hallwachs, auch gerade beschrieben haben, die sich schon seit vielen,
00:17:45: vielen Jahren in unseren Themen engagieren und die sicher vieles,
00:17:49: was auch schon im Prozess jetzt benannt wird, in den Arbeitsgruppen
00:17:53: auch schon mehrfach benannt haben, oder wozu es auch gesetzliche
00:17:56: Verpflichtungen gibt, aber oft auch eben über die Jahre
00:18:01: hinweg Frustration erleben, weil sie keine Wirkung spüren,
00:18:06: dass sich auch was verändert. Und die Chance in diesem Prozess
00:18:12: auch zu nutzen oder aus dem Prozess heraus auch zu nutzen,
00:18:15: dass Menschen spüren, dass sich etwas verändert, und es auch konkret erleben,
00:18:20: ich glaube, das ist ganz, ganz wichtig,
00:18:22: dass auch Beteiligung sichtbar wird und auch erfolgreich sein kann.
00:18:28: An was würden Sie denn Wirkung spüren, Frau Hallwachs?
00:18:32: Oder woran würden Sie merken, dass der Aktionsplan Früchte trägt?
00:18:37: Maria-Cristina Hallwachs: Also, ich habe zwei Themen tatsächlich, wo ich denke:
00:18:42: Mensch, das kann nicht sein, dass wir daran immer noch arbeiten.
00:18:45: Das ist einmal einfach die Chancengleichheit im
00:18:49: Beruf für Menschen mit Behinderungen und noch erst recht
00:18:53: für Frauen mit Behinderungen. Man redet immer von der doppelten
00:18:58: Diskriminierung usw. Ja, ja.
00:19:00: Aber das ist tatsächlich Realität. Also man muss sich, wenn man in
00:19:06: einen Arbeitsprozess möchte ... Als Mensch mit Behinderung kennt
00:19:10: man ja das Phänomen, dass da viele extrem überengagiert und übereifrig sind.
00:19:15: Und das kommt tatsächlich daher, weil man doch das Gefühl hat,
00:19:18: man muss erst mal beweisen, dass man genauso leistungsfähig ist.
00:19:22: Und wenn man vielleicht körperlich dann nicht so ganz hinterherkommt,
00:19:26: muss man wenigstens geistig doppelt so schnell arbeiten. Oder andersherum.
00:19:30: Und wenn man dann noch als Frau auftritt, kommen da auch noch die
00:19:36: verschiedenen Themen dazu. Das, denke ich,
00:19:39: würde man schon spüren, wenn es da mal ein paar Schritte weitergeht.
00:19:45: Und das andere, was ich ja jetzt auch schon ein paar Mal gesagt habe:
00:19:50: Wenn ich auf der Straße irgendeine fremde Person auf den
00:19:54: Landesaktionsplan für Menschen mit Behinderungen anspreche und der sagt mir:
00:19:59: "Ah ja, stimmt, da habe ich was gehört!" Wenn wir das hinkriegen,
00:20:03: dann haben wir schon eine Menge erreicht.
00:20:06: Simone Fischer: Eine gute Öffentlichkeitsarbeit. Hannes Schuster: Ich würde in eine ähnliche Richtung
00:20:10: zielen wie Frau Hallwachs. Ich glaube, es sind viele Themen,
00:20:12: auch wenn man jetzt zum Beispiel im Freundeskreis oder im Familienkreis
00:20:16: über den Prozess spricht und wo man vielleicht auch Barrieren nennt,
00:20:20: aber eben auch Anforderungen vonseiten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer,
00:20:24: häufig ergibt sich das sofort im Gespräch und es ist sofort klar,
00:20:28: das sind Sachen ... Auf einmal sind die Menschen ganz verdutzt,
00:20:31: dass, wie die Frau Hallwachs sagte, solche wichtigen Ziele noch nicht gegeben sind.
00:20:37: Das wäre ein ganz großer Erfolg, jetzt neben handfesten Zielen,
00:20:40: die man dann in diesen Landesaktionsplan schreibt.
00:20:43: Simone Fischer: Den zweiten Punkt fand ich ganz wichtig, weil ich glaube,
00:20:46: das Thema "Sensibilisierung" ist ja bei vielen Menschen,
00:20:50: die Barrieren erfahren, ein Punkt, zu sagen: Ich kann nicht mehr hören, dass wir
00:20:54: die Barrieren in den Köpfen abbauen müssen und sensibilisieren müssen,
00:20:57: sondern wir wollen wirklich einfach konkrete oder
00:21:00: brauchen ja konkrete Maßnahmen. Es geht ja oft auch gar nicht um
00:21:03: ein Wunschkonzert, sondern wirklich um Notwendigkeiten im Alltag.
00:21:07: Und dafür muss ich dann auch noch sensibilisieren.
00:21:10: Deshalb finde ich es ganz wichtig, das eine zu tun,
00:21:12: ohne das andere zu lassen. Also auch gleichzeitig Maßnahmen
00:21:17: zu ergreifen, ist sehr wichtig. Maria-Cristina Hallwachs: Das liegt ja sicher auch daran,
00:21:22: dass viele Menschen, wenn sie nicht im Freundeskreis oder in der
00:21:25: Verwandtschaft einen Berührungspunkt haben, in ihrem alltäglichen Leben
00:21:29: gar keine Berührungspunkte mit Menschen mit Behinderungen haben
00:21:33: und insofern auch gar nicht wissen, was die Problematik ist.
00:21:37: Und deswegen denke ich, dass das ein wirklich wichtiger Punkt ist,
00:21:41: dass ich nicht zum zehnten Mal erklären muss, warum ich einen
00:21:45: besonderen Parkplatz brauche und nicht zwei Kilometer rollen kann.
00:21:49: Es geht nicht darum, dass ich rolle und nicht laufe.
00:21:51: Das ist nicht das Problem, sondern dass es eben andere Problematiken
00:21:55: sind, weswegen man einen Behindertenparkplatz zum Beispiel braucht.
00:21:58: Das wissen viele einfach gar nicht und ärgern sich dann, weil sie selber
00:22:02: eine halbe Stunde suchen müssen und den Parkplatz für Rollstuhlfahrer
00:22:06: vor der Tür freilassen müssen. Hannes Schuster: Ich denke,
00:22:09: es sind auch Verpflichtungen für uns. Zum Beispiel kann ich für uns sprechen als,
00:22:13: sage ich mal, Prozessorganisierende. Es sind ja häufig keine riesen
00:22:18: Anforderungen, die die Teilnehmenden stellen.
00:22:19: Aber auch für uns gab es wirklich viele Learnings, dass wir einfach
00:22:22: in den Details gut die Einzelbedarfe abfragen, damit sich
00:22:25: wirklich jeder der Teilnehmerinnen und Teilnehmer willkommen fühlen
00:22:28: kann und auch, ich sage jetzt mal, gleichwertig an den einzelnen
00:22:31: Arbeitsgruppensitzungen teilnehmen kann. Und ich glaube,
00:22:33: das ist auch unheimlich wichtig für Organisationen
00:22:37: wie uns, aber da gibt es ja auch ganz, ganz viele andere im Land.
00:22:39: Dass man einfach Bedarfe gut abfragt und es möglichst jedem
00:22:43: Menschen ermöglicht, dafür braucht es häufig keine
00:22:46: Zaubereien, sondern einfach eine gute Nachfrage und vielleicht auch
00:22:50: das Eingehen auf den einzelnen Menschen und seine Wünsche.
00:22:54: Und dann ist es häufig eigentlich sehr, sehr einfach, eine breite Masse an
00:22:58: Menschen oder eine breite Menge an Menschen in Beteiligungsprozesse einzubeziehen.
00:23:02: Es klingt zwar immer so einfach, aber ich finde, wenn wir uns - Stand jetzt -
00:23:05: Beteiligungsprozesse anschauen, ist es ja häufig schon noch so,
00:23:08: dass wir eine gewisse Zielgruppe immer erreichen, aber auch eine ganz,
00:23:12: ganz große Gruppe ... Und das sind behinderte Menschen,
00:23:14: aber es gibt ja auch noch verschiedene andere Gruppen in der
00:23:16: Gesellschaft, die man - Stand jetzt - eigentlich fast gar nicht erreicht.
00:23:21: Da in den Details noch besser zu werden, ich glaube,
00:23:23: da kann man auf lange Sicht eine ganz große Wirkung erzielen.
00:23:25: Zumindest ist es unsere Einschätzung, Stand jetzt. Da bestärkt uns oder bestätigt uns
00:23:30: dieser Prozess auch, muss man sagen. Simone Fischer: Was ist denn zum Beispiel eine Barriere,
00:23:36: die abgebaut werden konnte, ganz konkret, damit Menschen
00:23:42: in den Arbeitsgruppen teilnehmen konnten? Hannes Schuster: Bisher zum Beispiel,
00:23:45: ich glaube, da kann (..........) (00:23:46) Veranstaltungen auch so, bei den großen Veranstaltungen
00:23:48: hatten wir bisher noch keine Gebärdensprachdolmetscher dabei.
00:23:52: Und das war der erste Zug eigentlich, den wir leisten mussten in
00:23:55: vielen Gruppen, weil wir auch Teilnehmer haben,
00:23:57: die taubblind sind und eben auf Zusatzunterstützung
00:24:03: unbedingt angewiesen sind. Das sind auch so kleine Haken in der ersten
00:24:07: Runde. Daran werde ich mich, denke ich, die nächsten Jahre immer
00:24:10: erinnern. Weil wir eine Detailinformation nicht richtig weitergegeben haben,
00:24:14: war eine der Dolmetscher*innen nicht, ich sage jetzt mal, passend gekleidet.
00:24:17: Es war Sommer, aber der entsprechende Teilnehmer hatte
00:24:20: deswegen ganz große Schwierigkeiten bei der Verständigung.
00:24:25: Also auch da, würde ich sagen, kommt es auf die Details an und
00:24:29: auch insgesamt auf den Rahmen. Das war uns zwar immer schon bewusst,
00:24:33: aber wir haben es jetzt auch in den Prozess versucht zu übersetzen,
00:24:35: in Zusammenarbeit mit euch, dass man eine möglichst einfache Sprache verwendet.
00:24:40: Und eben auch die Zugangswege: Also wir sind ja eigentlich ...
00:24:43: Man könnte denken ... Wir sind ja im GENO-Haus gewesen in den Prozessen,
00:24:46: also mitten in Stuttgart, aber vor dem Haus ist ein riesiges Meer an Stufen,
00:24:51: was ganz, ganz viele Teilnehmer*innen ... Und da kommen wir wieder
00:24:54: dazu: Was dem einen hilft, hilft vielleicht auch dem anderen.
00:24:57: Das stellte viele Teilnehmer*innen eben vor Schwierigkeiten.
00:25:00: Und so war es ganz wichtig, möglichst einen guten Zusatzweg,
00:25:04: der barrierefrei verläuft, aufzuzeigen. Und wie die Frau Hallwachs
00:25:09: sagte: Da könnten aber noch viel mehr Behindertenparkplätze
00:25:12: vor dem Haus stehen. Da, glaube ich, setzt auch ein Learning bei unseren Gastgebenden im GENO-Haus ein.
00:25:17: Die haben gesehen: Mensch, so wie wir gerade ausgestattet
00:25:19: sind, an barrierefreien Parkplätzen, an unseren Zugangswegen ins Haus,
00:25:23: reicht es eigentlich noch nicht gänzlich, um so einen Prozess wirklich für
00:25:28: alle zielführend und auch gut zu gestalten. Weil allein das Ankommen,
00:25:31: wenn man da schon Mühe hat, startet man ja auch ganz anders
00:25:34: in so eine Sitzung, als wenn, ich sage mal, bis zum Beginn
00:25:37: der Sitzung alles schon gut klappt. Simone Fischer: Jetzt wird ja der nächste Schritt
00:25:41: sein, dass die Zwischenergebnisse auf dem Online-Beteiligungsportal
00:25:47: des Landes eingestellt werden. Wie sieht das dann genau aus,
00:25:51: dieser Online-Beteiligungsprozess? Und wer kann da mitmachen?
00:25:55: Hannes Schuster: Wenn wir auf die ersten zwei Runden schauen,
00:25:58: haben wir jetzt quasi unseren definierten Teilnehmer*innen-Kreis.
00:26:00: Aber wir waren uns ja jetzt auch alle einig: Jetzt müssten wir eigentlich mit diesen ersten
00:26:04: Ergebnissen auch ins Land kommen, sensibilisieren, aber auch weitere
00:26:08: Menschen für die Themen gewinnen. Deswegen war es uns allen wichtig,
00:26:12: dass wir auch das Beteiligungsportal Baden-Württemberg bespielen können.
00:26:16: Das ist eine Onlineplattform des Staatsministeriums,
00:26:19: wo verschiedene Gesetzesentwürfe in einem Vorstadium kommentiert werden
00:26:23: können - und das von allen Bürgerinnen und Bürgern, die sich für die
00:26:27: jeweiligen Themen interessieren. Und dieses Portal haben wir als
00:26:31: geeignet empfunden, quasi auch unseren Prozess bzw.
00:26:35: die Ergebnisse vorzustellen. Und so wird es jetzt in dem
00:26:39: Schritt ab Mitte November sein. Wir hoffen darauf,
00:26:42: dass wir wirklich möglichst viele Engagierte finden, die sich für
00:26:45: die Themen begeistern können, die sich auch einbringen wollen.
00:26:48: Und die haben ab Mitte November die Möglichkeit, auf diesem
00:26:51: Beteiligungsportal die einzelnen Ergebnisse der sechs Arbeitsgruppen
00:26:55: kommentieren zu können, ergänzend zu können, vielleicht
00:26:58: aber auch zu kritisieren. Dann sehen wir quasi im nächsten
00:27:02: Schritt, wo wir vielleicht noch schärfen müssen oder manches
00:27:04: vielleicht auch ergänzen müssen. Das Beteiligungsportal ist an
00:27:09: sich eigentlich relativ einfach bedienbar. Sprich: Es braucht nur
00:27:12: einen Account und ein Passwort. Und ab dem Schritt kann quasi jeder
00:27:16: Interessierte und jede Interessierte das jeweilige Thema kommentieren.
00:27:21: Die Menschen in Baden-Württemberg haben sechs Wochen
00:27:24: Zeit, um zu kommentieren, zu ergänzen. Und dann werden wir
00:27:28: quasi diesen Ausfluss nochmal überführen in die Runden,
00:27:31: die wir vorher beschrieben haben. Das heißt, alle Teilnehmerinnen und
00:27:33: Teilnehmer kommen noch mal zusammen mit der Landesverwaltung. Ich
00:27:37: denke, dann wird ein ganz guter Ergebnisstamm vorhanden sein, aus
00:27:41: den Ergänzungen aus dem Beteiligungsportal, aber eben auch aus unseren ersten
00:27:44: Ergebnissen der zwei Runden. Sprich: Diese werden wir dann in
00:27:47: einer letzten Präsenzphase zusammenführen und dann möglichst
00:27:52: auch so schärfen, dass sie dem Ministerrat überführt werden können.
00:27:56: Wir sind natürlich auch alle gespannt, wie stark diese Möglichkeit jetzt
00:28:00: genutzt werden wird. Da kommt auch wieder das
00:28:02: Stichwort von der Frau Hallwachs zum Tragen.
00:28:05: Wir brauchen an sich eine gute Öffentlichkeitsarbeit, um
00:28:07: möglichst viele Menschen aufzurufen, um sich erstens die Ergebnisse
00:28:12: anzuschauen, aber sie vielleicht auch noch selbst zu kommentieren.
00:28:16: Simone Fischer: Und dann ist ja das Ziel, dass wirklich noch in dieser
00:28:19: Legislaturperiode des Landtags bis 2026 auch konkrete Maßnahmen aus
00:28:25: diesem Landesaktionsplan unterstützt und auf den Weg gebracht werden.
00:28:30: Was wäre denn für Sie, Frau Hallwachs, die dringendste Maßnahme?
00:28:35: Maria-Cristina Hallwachs: Ja, die dringendste Maßnahme, glaube ich, ist tatsächlich,
00:28:41: den Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderungen zugänglich zu machen.
00:28:46: Einmal ist Arbeit schlicht ein Geldverdienst.
00:28:50: Behindert zu sein, ist teuer. Das muss man einfach so sagen.
00:28:56: Und das andere ist natürlich beim Thema "Arbeit":
00:28:58: Es stärkt Menschen in ihrem Selbstbewusstsein.
00:29:03: Es gehört in unseren normalen Alltag einfach mit dazu, dass man
00:29:10: berufstätig ist in irgendeiner Form. Und wenn man aufgrund einer
00:29:14: Behinderung davon ausgeschlossen wird, hat das schon auch tatsächlich
00:29:19: Folgen für die einzelnen Menschen, für die Psyche der einzelnen
00:29:23: Menschen. Deswegen glaube ich, dass das
00:29:25: ein ganz dringliches Thema ist. Und wenn die Menschen mit Behinderungen
00:29:29: in dem Bereich gestärkt sind, dann haben sie sowohl das Geld
00:29:33: als auch die innere Kraft, sich gegen andere Benachteiligungen
00:29:38: zu wehren oder mit ihnen zurechtzukommen, oder wie auch immer
00:29:42: dann der weitere Lösungsweg ist. Aber das ist eine Grundbasis,
00:29:47: die eigentlich in jedem Leben stimmen muss.
00:29:50: Simone Fischer: Steckt hier auch die Chance für unsere Gesellschaft, eben in
00:29:55: diesem Prozess und auch in dem neuen Aktionsplan oder der
00:29:59: Weiterentwicklung aus Ihrer Sicht? Maria-Cristina Hallwachs: Also unbedingt, natürlich, "eine" Chance.
00:30:06: Ich würde nicht sagen, "die". Ich glaube, da stecken ganz
00:30:08: viele Chancen drin. Es gehört dazu. Es müsste Normalität sein.
00:30:13: Und dass es viele noch als Bereicherung empfinden,
00:30:16: ist ja eigentlich schon echt recht seltsam.
00:30:18: Also wenn ich höre: "Ja, du bist Inspiration in meinem Leben",
00:30:22: dann muss ich erst mal schlucken und denke: Okay, was soll das heißen?
00:30:27: Aber das zeigt ja, dass die meisten Menschen positiv reagieren.
00:30:31: Und wenn das eine positive Realität wird und eben nicht mehr Bereicherung
00:30:36: ist, dann ist es eine Grundlage, daran weiterzuarbeiten.
00:30:41: Hannes Schuster: Ich denke mir auch, dann schlägt man wahrscheinlich
00:30:44: mehrere Fliegen mit einer Klappe. Denn wenn wir gleichberechtigt
00:30:47: und ganz "normal", sage ich jetzt mal, zusammenarbeiten, dann brauchen wir uns vielleicht
00:30:51: auch viel weniger Gedanken zu machen über Sensibilisierungsformate
00:30:54: oder Bedürfnisse des jeweils anderen, weil es sich
00:30:57: einfach ganz normal im Alltag des jeweils anderen
00:31:00: zeigt und man normal zusammenlebt und eben
00:31:07: dann diese zusätzliche Sensibilisierung gar nicht mehr braucht.
00:31:10: Da denke ich mir häufig: Wenn man ein Ziel erreicht, kommen
00:31:15: andere Ziele, die kann man direkt mit abhaken.
00:31:18: Simone Fischer: Gibt es denn auch eine Chance, es in die Fläche zu tragen,
00:31:20: indem die Zivilgesellschaft vor Ort, die Initiativen bis hin in den
00:31:25: ländlichen Raum auch erreicht werden, das sie Menschen vor Ort auch stärker
00:31:32: beteiligen und im Blick haben? Was hat die Allianz da für
00:31:35: Möglichkeiten? Hannes Schuster: Ich denke, wenn wir einerseits vom
00:31:39: Land gesprochen haben, dass es vielleicht eine Pflicht hat,
00:31:41: auch durch Verordnungen oder eben auch durch Sensibilisierung
00:31:45: auf Themen aufmerksam zu machen. So können wir es auch,
00:31:48: weil wir eben zum Beispiel durch die Förderprogramme sehr eng im
00:31:51: Kontakt mit verschiedensten Initiativen stehen, die natürlich
00:31:54: ganz unterschiedliche Themen im Bereich der Bürgerbeteiligung,
00:31:57: sei es der Bürgerbus oder der Dorfladen vor Ort, aufbauen.
00:32:00: Aber in diesen Vorgesprächen vor der Antragstellung, denke ich,
00:32:03: ist es auch an uns, vielleicht auch noch mal die Menschen
00:32:07: mit zusätzlichen Bedarfen ... Ist denn euer Bürgerbus barrierefrei? Oder ist
00:32:12: der Dorfladen gut zu erreichen? Oder hat er vielleicht vier Treppen,
00:32:15: die einen Rollstuhlfahrer wieder gänzlich von so einem
00:32:18: ganz wichtigen Angebot im ländlichen Raum ausschließen?
00:32:20: Ich denke, in der Kommunikation, während der Antragstellung,
00:32:24: aber eben auch an den Veranstaltungen können wir vielleicht auch eine
00:32:27: Botschafterrolle übernehmen, um dann so wichtige Angebote, die es ja
00:32:31: gibt zur Stärkung des ländlichen Raums, auch peu à peu barrierefrei zu machen.
00:32:35: Und ich habe auch das Gefühl aus der eigenen Erfahrung mit der
00:32:37: Förderprogramm-Arbeit: Sobald man mit den Menschen ins Gespräch kommt,
00:32:41: sie vielleicht noch mal auf das eine oder andere hinweist,
00:32:43: sind sie sehr, sehr offen. Und man kann dann wirklich sehr
00:32:47: schnell Erfolge erzielen, weil es die Menschen dann
00:32:49: umsetzen. Es ist weniger so, dass sie sich gegen so etwas versperren.
00:32:54: Ich habe eher den Eindruck, dass es häufiger ist, dass, wie wir es auch
00:32:56: schon angesprochen haben, die Menschen eben einfach nicht
00:32:58: von Anfang an mitdenken. Und ich denke da an diesen
00:33:01: niedrigschwelligen Zugang zu verschiedenen Initiativen, einerseits
00:33:04: in der Metropolregion, aber eben, wie du sagst, auch im ländlichen
00:33:07: Raum. Es ist schon ein wichtiger Zugang und man sollte ihn auch nutzen. Maria-Cristina Hallwachs: Es ist richtig und es ist klar,
00:33:12: dass es auch ein Recht für Menschen mit Behinderung ist, dass sie das
00:33:17: auch einfordern dürfen und müssen. Und nicht, dass wir uns als
00:33:22: Menschen mit Behinderung immer wieder anpassen müssen,
00:33:25: sondern dass es andersherum geht. Und trotzdem glaube ich auch,
00:33:30: dass wir als Menschen mit Behinderung in einer gewissen Verpflichtung sind.
00:33:37: Also auch wir müssen darüber sprechen und zeigen, wo unsere Sorgen und
00:33:42: Probleme sind, und das kann auch auf ganz niederschwelligem Niveau sein.
00:33:47: Also man kann auch mal den Bürgermeister im kleinen Ort
00:33:51: ansprechen und sagen: Mensch, darf ich mal bei der nächsten
00:33:54: Gemeinderatsversammlung einen kleinen Beitrag über Bedürfnisse von
00:33:58: Menschen mit Behinderungen machen? Dazu zu stehen und zu sagen:
00:34:02: So bin ich, und ich bin gut so, wie ich bin,
00:34:05: und wenn ihr das nicht versteht, dann habt ihr das Problem und nicht ich.
00:34:10: Simone Fischer: Diese Haltung ist, denke ich, sehr, sehr wichtig.
00:34:11: Ich glaube, dass es schon auch differenzierte Betrachtungen braucht,
00:34:16: in dem Sinne, dass das auch nicht jeder kann oder nicht
00:34:20: jede möchte oder es vielleicht auch nicht möglich ist,
00:34:23: aus unterschiedlichen Gründen. Deshalb glaube ich schon,
00:34:27: dass es wichtig ist, sich politisch zu engagieren, sich einzubringen,
00:34:32: also auch die aktive politische Teilhabe, Beteiligung.
00:34:37: Dass es unglaublich wichtig ist, auch anzuerkennen, dass es Menschen
00:34:41: mit Behinderungen gibt, die das nicht können, aus unterschiedlichen
00:34:45: Gründen auch nicht wollen. Dass wir schon daran arbeiten,
00:34:48: dass die Selbstverständlichkeiten für unsere Rechtsansprüche oder auch für
00:34:56: unser Leben sichergestellt sind. Dass es aber trotzdem natürlich
00:35:00: Menschen braucht, die sich auch politisch engagieren,
00:35:03: die sich einbringen und beteiligen mit Behinderungen und zeigen,
00:35:07: was eben alles möglich ist. Das ist unglaublich wichtig.
00:35:12: Maria-Cristina Hallwachs: Eben. Und auch stellvertretend für alle die Menschen, die es eben nicht
00:35:16: können - oder auch aus berechtigten Gründen nicht wollen,
00:35:21: auch das ist ja durchaus in Ordnung. Simone Fischer: Ja, ja.
00:35:25: Wenn Sie, Frau Hallwachs, im Jahr 2026, sozusagen am Ende der
00:35:32: Legislaturperiode des Landtags - bis dahin sollen ja einige
00:35:37: Maßnahmen im Landesaktionsplan auf den Weg gebracht worden sein -,
00:35:42: wenn Sie auf diesen Prozess zurückblicken,
00:35:45: was würde Sie denn zufrieden machen? Maria-Cristina Hallwachs: Also mich würde zufrieden machen,
00:35:53: wenn - ganz im Kleinen gesehen - die Menschen, die ich
00:35:57: in der ersten Runde des Plans kennengelernt habe,
00:36:01: wenn die ihre Ziele, die sie da formuliert haben, erreichen können.
00:36:07: Also die eine junge Frau mit einer Lernbehinderung, die um ihren Auszug
00:36:15: von zu Hause gekämpft hat und nicht wusste, wie, und sich nicht
00:36:19: richtig unterstützt gefühlt hat, wenn die das geschafft hat
00:36:22: bis dahin, mit Hilfe dieses Supports, durch die Allianz für
00:36:29: Beteiligung im Grunde, die das nach außen trägt, wenn ihr das hilft,
00:36:33: da weiterzukommen, das fände ich toll. Aber das ist natürlich der ganz
00:36:37: kleine Kreis. Und im Großen gesehen, das zu übertragen auf die Menschen
00:36:44: mit Behinderungen, die in Stuttgart und Baden-Württemberg leben,
00:36:50: dass da zumindest verschiedene Tools in Aussicht sind, wo man sagen kann:
00:36:57: Okay, es ist noch nicht fertig, denn es wird sicher alles lange dauern,
00:37:01: aber da ist etwas, was sich bewegt, was mir mein Leben leichter macht,
00:37:08: was mir erklärt und mich stärkt, einen Arbeitsplatz zu finden,
00:37:13: was mir meine Gesundheitspflege erleichtert.
00:37:20: Diese Themen, die einfach in den verschiedenen Arbeitsgruppen
00:37:24: jetzt Hauptthema sind.
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